Assimiou Touré hatte keine Zeit mehr zum Nachdenken. Er musste seinen Reflexen gehorchen und reagieren. „Ich konnte nur unter meinen Sitz springen und beten“, sagt Touré, der 22 Jahre alte Bundesliga-Profi von Bayer Leverkusen. In BILD am SONNTAG spricht er über die schlimmsten Minuten seines jungen Lebens.
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Togos Fussballer unter Schock
Terroranschlag auf
Nationalmannschaft
Touré überlebte den Terroranschlag im angolanischen Grenzgebiet auf die Fußball-Nationalmannschaft von Togo, die zum Afrika-Cup anreiste. Co-Trainer Abolo Amelete, Pressesprecher Stanislas Ocloo und der angolanische Busfahrer wurden dabei getötet. Eine Kugel verletzte den Arm von Cheftrainer Trainer Hubert Velud (50). Auch die Spieler Obilale Kossi (GSI Pontivy/Frankreich) und Serge Akakpo (22, Vaslui/Rumänien) wurden angeschossen.
„Wir kamen aus dem Kongo, waren mit unseren zwei Bussen gerade zehn Minuten hinter der angolanischen Grenze. Mitten im Urwald wurden wir plötzlich angegriffen, beschossen. Wir hatten dabei noch Glück“, erzählt Touré. „Den ersten Bus haben sie völlig durchsiebt. Die dachten wohl, das wir da drin saßen. Aber da war nur das Gepäck.“
Die, das sind die Rebellen von der „Befreiungsfront für die Unabhängigkeit von Cabina“ (FLEC). Die Terroristen wollen die Abtrennung der ölreichen Provinz Cabinda (ehemals Portugiesisch-Kongo) von Angola. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht.
„Es war ekelhaft. Ich hatte Todesangst“, sagt Touré, „der Fahrer und zwei weitere in unserem Bus wurden im Unterleib getroffen, andere bekamen Kugeln in die Waden. Sie wurden operiert, liegen auf der Intensivstation. Mir ist nichts passiert. Gottseidank saß ich hinten in der vorletzten Reihe. Die haben vor allem auf den vorderen Teil des Buses geschossen.“
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Assimiou Touré wurde am 1. Januar 1988 in Sokodé (Togo) geboren, siedelte mit Mutter Zenabou (Foto) Anfang der 90er-Jahre nach Deutschland über.
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Die Togolesen hatten zwar die Warnung des afrikanischen Verbands ignoriert, nur per Flugzeug nach Angola zu reisen, doch mit einem Terror-Akt dieser Art hatte niemand gerechnet. Erst die Armee verhinderte noch Schlimmeres. „Das Ganze dauerte eine halbe Stunde. Wir hatten eine Eskorte – die hat zurückgeschossen, die Angreifer in Schach gehalten und Verstärkung gerufen. Wenn die Armee nicht gewesen wäre, wären wir jetzt alle nicht mehr am Leben“, sagt Touré, der erst vor neun Tagen 22 Jahre alt geworden ist.
Der Verteidiger versuchte nach dem Attentat verzweifelt, seine Mutter und seine Freundin in Deutschland zu erreichen, aber: „Mein Handy funktioniert hier überhaupt nicht. Später konnte mir jemand eins leihen.“ So konnte er endlich seine Mutter Zenabou Nekere (41) beruhigen. Die sagte zu BamS: „Ich habe nur einen Wunsch: dass mein Sohn auf dem schnellsten Weg zurück nach Deutschland kommt. Dafür bete ich. Er hat mich am Freitag um 16.45 Uhr angerufen, er hat geweint und war total aufgeregt und hat mir gesagt: ‚Mama, ich will nach Hause!‘ Die Hauptsache ist jetzt, dass es ihm gut geht.“
Auch Tourés Freundin Isabelle (22) wartete verzweifelt auf ein Lebenszeichen von dem togolesischen Nationalspieler. „Ich wollte nur seine Stimme hören und wissen, dass es ihm gut geht“, sagt sie. Dann endlich die Erlösung: „Er hat mich gegen 22 Uhr angerufen. Er stand schwer unter Schock.“
Gestern traf Touré seinen Leverkusener Kameraden Hans Sarpei (33/Ghana): „Wir wollen jetzt einfach zusammen sein, haben Angst.“
Togo zog noch gestern die Konsequenzen aus dem Attentat, sagte die Teilnahme am Afrika-Cup ab. Nach den Regeln müsste Marokko den frei werdenden Platz einnehmen. Fraglich, ob der Verband dieses Recht in dieser Situation wahrnimmt.
Zumal die Terroristen gestern in einem Bekennerschreiben drohten: „Diese Operation war nur der Anfang einer Serie von zielgerichteten Aktionen. Der afrikanische Fußballverband ist seit langem gewarnt, dass sich dieses Land im Krieg befindet. Sie haben die Warnungen ignoriert. Nun müssen sie dafür bezahlen.“
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Der Terror-Anschlag vor dem Afrika-Cup Bundesliga-Profi Touré: So überlebte ich im Todesbus

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„Wir kamen aus dem Kongo, waren mit unseren zwei Bussen gerade zehn Minuten hinter der angolanischen Grenze. Mitten im Urwald wurden wir plötzlich angegriffen, beschossen. Wir hatten dabei noch Glück“, erzählt Touré. „Den ersten Bus haben sie völlig durchsiebt. Die dachten wohl, das wir da drin saßen. Aber da war nur das Gepäck.“
Die, das sind die Rebellen von der „Befreiungsfront für die Unabhängigkeit von Cabina“ (FLEC). Die Terroristen wollen die Abtrennung der ölreichen Provinz Cabinda (ehemals Portugiesisch-Kongo) von Angola. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht.
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Der Verteidiger versuchte nach dem Attentat verzweifelt, seine Mutter und seine Freundin in Deutschland zu erreichen, aber: „Mein Handy funktioniert hier überhaupt nicht. Später konnte mir jemand eins leihen.“ So konnte er endlich seine Mutter Zenabou Nekere (41) beruhigen. Die sagte zu BamS: „Ich habe nur einen Wunsch: dass mein Sohn auf dem schnellsten Weg zurück nach Deutschland kommt. Dafür bete ich. Er hat mich am Freitag um 16.45 Uhr angerufen, er hat geweint und war total aufgeregt und hat mir gesagt: ‚Mama, ich will nach Hause!‘ Die Hauptsache ist jetzt, dass es ihm gut geht.“
Auch Tourés Freundin Isabelle (22) wartete verzweifelt auf ein Lebenszeichen von dem togolesischen Nationalspieler. „Ich wollte nur seine Stimme hören und wissen, dass es ihm gut geht“, sagt sie. Dann endlich die Erlösung: „Er hat mich gegen 22 Uhr angerufen. Er stand schwer unter Schock.“
Gestern traf Touré seinen Leverkusener Kameraden Hans Sarpei (33/Ghana): „Wir wollen jetzt einfach zusammen sein, haben Angst.“
Togo zog noch gestern die Konsequenzen aus dem Attentat, sagte die Teilnahme am Afrika-Cup ab. Nach den Regeln müsste Marokko den frei werdenden Platz einnehmen. Fraglich, ob der Verband dieses Recht in dieser Situation wahrnimmt.
Zumal die Terroristen gestern in einem Bekennerschreiben drohten: „Diese Operation war nur der Anfang einer Serie von zielgerichteten Aktionen. Der afrikanische Fußballverband ist seit langem gewarnt, dass sich dieses Land im Krieg befindet. Sie haben die Warnungen ignoriert. Nun müssen sie dafür bezahlen.“
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Postat de pe data de 31 dec., 2009 in categoria România în lume. Poti urmari comentariile acestui articol prin RSS 2.0. Acest articol a fost vizualizat de 2,227 ori.

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