Die togolesischen Nationalspieler wollen nach dem Terror-Anschlag, bei dem es nun sogar drei Todesopfer gibt, über einen Rückzug vom Afrika-Cup entscheiden. „Niemand ist bereit, hier sein Leben zu riskieren. Ich denke, dass viele Spieler nach Hause wollen”, sagte Kapitän Emmanuel Adebayor, der am Samstag nach Hause flog.
Afrika steht unter Schock, aber die Show soll trotzdem beginnen. Obwohl der tödliche Terroranschlag auf den Bus der togolesischen Nationalmannschaft am Samstag drei Opfer forderte, wird die WM-Generalprobe Afrika-Cup in Angola planmäßig über die Bühne gehen. Ob die bis ins Mark erschütterten Spieler Togos am Turnier teilnehmen, steht jedoch in den Sternen.
Beim Terroranschlag auf den Bus der togolesischen Fußball-Nationalmannschaft sind zwei Mitglieder der Delegation und ein Busfahrer getötet worden. Ein Mitglied der afrikanischen Fußball-Konföderation CAF erklärte am Samstag in Cabinda, es handele sich um den Assistenztrainer des Teams und den Pressesprecher. „Abolo Amelete und Stanislas Ocloo sind um vier Uhr am frühen Morgen verstorben“, sagte Kodjo Samlan, der für Togos Mannschaft zuständige Sprecher der CAF. Über das Schicksal des Busfahrers hatte es widersprüchliche Angaben gegeben. Der CAF-Sprecher hatte anscheinend fälschlicherweise erklärt, Berichte über den Tod des Mannes beim Rebellenangriff auf den Fahrzeugkonvoi in der angolanischen Exklave seien falsch
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Das Staatsfernsehen Angolas zeigte Togos Starstürmer Emmanuel Adebayor völlig verschreckt und in Tränen aufgelöst. Vor dem Krankenhaus, in dem die Verletzten behandelt werden, tröstete Afrikas Fußballer des Jahres von 2008 seine Mitspieler. Am Samstag verließ er Angola und flog nach Hause.
„Niemand ist bereit, hier sein Leben zu riskieren. Sie haben gesehen, wie ein Mitspieler mit einer Kugel im Körper schrie, dann bewusstlos wurde und das alles“, sagte Adebayor: „Ich glaube, dass viele Spieler abreisen wollen. Ich bin froh, dass ich noch lebe.“
Nationaltrainer Hubert Velud erhob schwere Vorwürfe gegen das Organisationskomitee. „Die angolanischen Organisatoren sollten sich überlegen, den Wettbewerb abzusagen. Es ist ein Akt der Barbarei, während wir hier eigentlich den afrikanischen Fußball feiern wollen. Das war Krieg. Die Organisatoren scheinen das nicht ernst zu nehmen“, sagte der Franzose, den eine Kugel am Arm erwischte. Mittelfeldspieler Alaixys Romao erklärte, Togo werde „versuchen, die anderen Mannschaften unserer Gruppe zum Turnierboykott zu überreden“.
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Sein Teamkollege Thomas Dossevi lieferte eine eindringliche Schilderung des Vorfalls an der Grenze zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Cabinda, einem von vier Austragungsorten des 27. Kontinentalturniers. „Wir wurden beschossen wie Hunde. Die Angreifer waren bis an die Zähne bewaffnet. Alle versteckten sich 20 Minuten lang unter den Sitzen. Es war schrecklich.“
Unter den Verletzten sind anscheinend Torhüter Kodjovi Obidale vom französischen Amateurklub GSI Pontivy und Verteidiger Serge Akakpo vom rumänischen Klub FC Vaslui. Der Zustand Obidales, der von einer Kugel in den Rücken getroffen wurde, soll sehr kritisch sein.
Bayer Leverkusen konnte nach einer Nacht der Ungewissheit dagegen aufatmen, denn Abwehrspieler Assimiou Toure überstand den Angriff unversehrt. „Er ist körperlich nicht verletzt. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut“, sagte Pressesprecher Dirk Mesch. Verletzt wurden dagegen einige weitere Delegationsmitglieder, unter ihnen angeblich der Vizepräsident des togolesischen Verbandes und der Torwarttrainer.
Die angolanische Regierung will die Sicherheitsvorkehrungen drastisch verschärfen. „Wir garantieren, alle Maßnahmen zu ergreifen, um Schutz und Unversehrtheit aller Mannschaften, Fans, Betreuer und Touristen zu gewährleisten“, sagte Sportminister Goncalves Muandumba.
Eine Abordnung der CAF reiste nach Cabinda, um die Togolesen zum Bleiben zu bewegen. Eine Absage des Turniers hatte die CAF fast reflexartig abgelehnt. „Das Turnier findet statt“, teilte der Verband mit. Am Sonntag soll der Afrika-Cup mit dem Duell zwischen Angola und Mali eröffnet werden. Am Freitag hatte die CAF den Anschlag völlig falsch eingeschätzt: Ein Reifenplatzer habe die Spieler verängstigt, hieß es zunächst.
Das Organisationskomitee des Afrika-Cups (COCAN) erhob schwere Vorwürfe gegen die Togolesen. „Die Regeln waren eindeutig: Kein Team sollte mit dem Bus anreisen. Ich weiß nicht, was Togo bewogen hat, es trotzdem zu tun“, sagte Virgilio Santos: „In der Stadt hätte es diesen Vorfall niemals gegeben.“ Fifa-Präsident Joseph S. Blatter sprach den Opfern seine „allerhöchste Anteilnahme“ aus und forderte einen ausführlichen Bericht an.
Mit Entsetzen reagierte der ehemalige togolesische Nationaltrainer Otto Pfister auf den Anschlag. „Das war ein echter Schock für mich. Eine ganz bittere Sache, unglaublich“, sagte der Afrika-Experte, der Togo während der WM 2006 in Deutschland betreute, dem SID: „Das ist ein echter Schlag für Afrika.“
Der bewaffnete Arm der „Befreiungsfront für die Unabhängigkeit von Cabinda“ (FLEC) bekannte sich zu dem Anschlag und drohte weitere Aktionen an. „Diese Operation war nur der Anfang einer Serie von zielgerichteten Aktionen in der gesamten Region Cabinda“, hieß es in einem Bekennerschreiben.
Cabinda sollte 1975 von der Kolonialmacht Portugal in die Unabhängigkeit entlassen werden, aber Angola besetzte das Gebiet. Seitdem kämpfen Rebellen gewaltsam für die Unabhängigkeit.
sid/dpa/jr

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Drittes Todesopfer – Togo denkt an Rückzug

Die togolesischen Nationalspieler wollen nach dem Terror-Anschlag, bei dem es nun sogar drei Todesopfer gibt, über einen Rückzug vom Afrika-Cup entscheiden. „Niemand ist bereit, hier sein Leben zu riskieren. Ich denke, dass viele Spieler nach Hause wollen”, sagte Kapitän Emmanuel Adebayor, der am Samstag nach Hause flog.
Afrika steht unter Schock, aber die Show soll trotzdem beginnen. Obwohl der tödliche Terroranschlag auf den Bus der togolesischen Nationalmannschaft am Samstag drei Opfer forderte, wird die WM-Generalprobe Afrika-Cup in Angola planmäßig über die Bühne gehen. Ob die bis ins Mark erschütterten Spieler Togos am Turnier teilnehmen, steht jedoch in den Sternen.
Beim Terroranschlag auf den Bus der togolesischen Fußball-Nationalmannschaft sind zwei Mitglieder der Delegation und ein Busfahrer getötet worden. Ein Mitglied der afrikanischen Fußball-Konföderation CAF erklärte am Samstag in Cabinda, es handele sich um den Assistenztrainer des Teams und den Pressesprecher. „Abolo Amelete und Stanislas Ocloo sind um vier Uhr am frühen Morgen verstorben“, sagte Kodjo Samlan, der für Togos Mannschaft zuständige Sprecher der CAF. Über das Schicksal des Busfahrers hatte es widersprüchliche Angaben gegeben. Der CAF-Sprecher hatte anscheinend fälschlicherweise erklärt, Berichte über den Tod des Mannes beim Rebellenangriff auf den Fahrzeugkonvoi in der angolanischen Exklave seien falsch
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Das Staatsfernsehen Angolas zeigte Togos Starstürmer Emmanuel Adebayor völlig verschreckt und in Tränen aufgelöst. Vor dem Krankenhaus, in dem die Verletzten behandelt werden, tröstete Afrikas Fußballer des Jahres von 2008 seine Mitspieler. Am Samstag verließ er Angola und flog nach Hause.
„Niemand ist bereit, hier sein Leben zu riskieren. Sie haben gesehen, wie ein Mitspieler mit einer Kugel im Körper schrie, dann bewusstlos wurde und das alles“, sagte Adebayor: „Ich glaube, dass viele Spieler abreisen wollen. Ich bin froh, dass ich noch lebe.“
Nationaltrainer Hubert Velud erhob schwere Vorwürfe gegen das Organisationskomitee. „Die angolanischen Organisatoren sollten sich überlegen, den Wettbewerb abzusagen. Es ist ein Akt der Barbarei, während wir hier eigentlich den afrikanischen Fußball feiern wollen. Das war Krieg. Die Organisatoren scheinen das nicht ernst zu nehmen“, sagte der Franzose, den eine Kugel am Arm erwischte. Mittelfeldspieler Alaixys Romao erklärte, Togo werde „versuchen, die anderen Mannschaften unserer Gruppe zum Turnierboykott zu überreden“.
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Sein Teamkollege Thomas Dossevi lieferte eine eindringliche Schilderung des Vorfalls an der Grenze zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Cabinda, einem von vier Austragungsorten des 27. Kontinentalturniers. „Wir wurden beschossen wie Hunde. Die Angreifer waren bis an die Zähne bewaffnet. Alle versteckten sich 20 Minuten lang unter den Sitzen. Es war schrecklich.“
Unter den Verletzten sind anscheinend Torhüter Kodjovi Obidale vom französischen Amateurklub GSI Pontivy und Verteidiger Serge Akakpo vom rumänischen Klub FC Vaslui. Der Zustand Obidales, der von einer Kugel in den Rücken getroffen wurde, soll sehr kritisch sein.
Bayer Leverkusen konnte nach einer Nacht der Ungewissheit dagegen aufatmen, denn Abwehrspieler Assimiou Toure überstand den Angriff unversehrt. „Er ist körperlich nicht verletzt. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut“, sagte Pressesprecher Dirk Mesch. Verletzt wurden dagegen einige weitere Delegationsmitglieder, unter ihnen angeblich der Vizepräsident des togolesischen Verbandes und der Torwarttrainer.
Die angolanische Regierung will die Sicherheitsvorkehrungen drastisch verschärfen. „Wir garantieren, alle Maßnahmen zu ergreifen, um Schutz und Unversehrtheit aller Mannschaften, Fans, Betreuer und Touristen zu gewährleisten“, sagte Sportminister Goncalves Muandumba.
Eine Abordnung der CAF reiste nach Cabinda, um die Togolesen zum Bleiben zu bewegen. Eine Absage des Turniers hatte die CAF fast reflexartig abgelehnt. „Das Turnier findet statt“, teilte der Verband mit. Am Sonntag soll der Afrika-Cup mit dem Duell zwischen Angola und Mali eröffnet werden. Am Freitag hatte die CAF den Anschlag völlig falsch eingeschätzt: Ein Reifenplatzer habe die Spieler verängstigt, hieß es zunächst.
Das Organisationskomitee des Afrika-Cups (COCAN) erhob schwere Vorwürfe gegen die Togolesen. „Die Regeln waren eindeutig: Kein Team sollte mit dem Bus anreisen. Ich weiß nicht, was Togo bewogen hat, es trotzdem zu tun“, sagte Virgilio Santos: „In der Stadt hätte es diesen Vorfall niemals gegeben.“ Fifa-Präsident Joseph S. Blatter sprach den Opfern seine „allerhöchste Anteilnahme“ aus und forderte einen ausführlichen Bericht an.
Mit Entsetzen reagierte der ehemalige togolesische Nationaltrainer Otto Pfister auf den Anschlag. „Das war ein echter Schock für mich. Eine ganz bittere Sache, unglaublich“, sagte der Afrika-Experte, der Togo während der WM 2006 in Deutschland betreute, dem SID: „Das ist ein echter Schlag für Afrika.“
Der bewaffnete Arm der „Befreiungsfront für die Unabhängigkeit von Cabinda“ (FLEC) bekannte sich zu dem Anschlag und drohte weitere Aktionen an. „Diese Operation war nur der Anfang einer Serie von zielgerichteten Aktionen in der gesamten Region Cabinda“, hieß es in einem Bekennerschreiben.
Cabinda sollte 1975 von der Kolonialmacht Portugal in die Unabhängigkeit entlassen werden, aber Angola besetzte das Gebiet. Seitdem kämpfen Rebellen gewaltsam für die Unabhängigkeit.
sid/dpa/jr

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Postat de pe data de 31 dec., 2009 in categoria România în lume. Poti urmari comentariile acestui articol prin RSS 2.0. Acest articol a fost vizualizat de 527 ori.

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