Dacias Logan ist ein Verkaufsschlager. Quelle: Reuters
PITESTI, PARIS. Ein Zischen, dann fliegen die Funken. Die Riesenzange wird neu angelegt, zisch, spritz, neues Blech drauf, anlegen, zisch, spritz, dann das Bauteil ausspannen und auf den fahrbaren Ständer wuchten. Bei Dacia in Pitesti erledigen das keine Roboter, sondern Arbeiter bedienen die riesigen Kupferzangen, um die Karosserie von Europas Billigauto Dacia Logan zusammenzudengeln. 5178 Schweißpunkte pro Auto setzen sie. Nur sechs Roboter gibt es im Dacia-Werk, sie haben 18000 menschliche Kollegen, und die verdienen im Schnitt zwei Euro pro Stunde.
Wenn auch manches bei Dacia in Pitesti, 120 Kilometer nordöstlich von Rumäniens Hauptstadt Bukarest, an Kutschenbauen im Mittelalter erinnern mag: Für die Mutter Renault im fernen Paris ist Dacia derzeit die erfolgreichste Marke im Konzern. Mehr noch: Dacia verdanken die Franzosen einen Vorsprung im Überlebenskampf der Autokonzerne – etwa gegenüber VW. Denn wer keine Billigautos im Sortiment hat, der kann in den großen Wachstumsmärkten nichts gewinnen.
Liviu Ion, Exekutiv-Direktor von Dacia, gibt sich denn auch tiefenentspannt in diesen Tagen. Ion empfängt im Verwaltungsgebäude in Pitesti, das mit seiner Schlichtheit an eine deutsche Volkshochschule erinnert. Der Direktor knipst den Beamer an und schleudert eine Grafik nach der anderen an die Wand. Er zelebriert Dacias Siegeszug.
2009 haben er und seine Mitarbeiter 311282 Fahrzeuge gebaut und verkauft, 20,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Rekord. Und was – nächste Grafik – noch besser ist: Die meisten Logans oder Sanderos gingen in den Westen. In Deutschland etwa, dem Land der VW Polos und Ford Kas und Opel Corsas, konnte Dacia seinen Absatz mit 84875 Zulassungen mehr als verdreifachen. „Dacia ist eine wahre Erfolgsgeschichte”, sagt der Direktor.
Autobauer: Wer im Markt für Billigautos mitmischt
Welche Hersteller im Wachstumsmarkt der Billigautos mitmischen
Nicht einmal seine sonst so kritischen Chefs in Paris können ihm da widersprechen.
Und Jérôme Stoll, der Europa-Vertriebschef von Renault versucht es auch erst gar nicht, als er vergangene Woche in Paris die jüngsten Verkaufszahlen präsentiert. Stoll hat ins „Square Com” geladen, das ultramoderne Konferenzcenter von Renault-Nissan am Seine-Ufer. Der Saal ist groß wie ein Kino.
Die Nachrichten sind weit weniger grandios: Auch Renault setzt die große Krise zu. 1,6 Millionen Autos hat der Konzern 2009 verkauft, vier Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die Verkäufe der Marke Renault gingen gar um fast acht Prozent zurück. Im ersten Halbjahr 2009 lag der Nettoverlust bei 2,7 Milliarden Euro, der Betriebsverlust betrug 946 Millionen Euro.
Also hebt Stoll, ein Manager mit schütterem, seitlich gescheiteltem Haar, die etwas schnarrende, helle Stimme an, als er stolz verkündet: „Wir haben unseren Weltmarktanteil auf 3,7 Prozent ausbauen können.” Bei Pkws liegt Renault sogar bei 4,3 Prozent.
Stoll weiß, dass er das auch der rumänischen Billigmarke Dacia und seinem Kollegen Liviu Ion zu verdanken hat. 17 Prozent aller von Renault verkauften Autos stammen nun von Dacia – fast jedes fünfte. 2008 waren es erst 13 Prozent. In Pitesti in der Walachei darf Liviu Ion zufrieden lächeln. Es läuft.

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Dacia ist Renaults Glück und der Deutschen Pech

Dacias Logan ist ein Verkaufsschlager. Quelle: Reuters
PITESTI, PARIS. Ein Zischen, dann fliegen die Funken. Die Riesenzange wird neu angelegt, zisch, spritz, neues Blech drauf, anlegen, zisch, spritz, dann das Bauteil ausspannen und auf den fahrbaren Ständer wuchten. Bei Dacia in Pitesti erledigen das keine Roboter, sondern Arbeiter bedienen die riesigen Kupferzangen, um die Karosserie von Europas Billigauto Dacia Logan zusammenzudengeln. 5178 Schweißpunkte pro Auto setzen sie. Nur sechs Roboter gibt es im Dacia-Werk, sie haben 18000 menschliche Kollegen, und die verdienen im Schnitt zwei Euro pro Stunde.
Wenn auch manches bei Dacia in Pitesti, 120 Kilometer nordöstlich von Rumäniens Hauptstadt Bukarest, an Kutschenbauen im Mittelalter erinnern mag: Für die Mutter Renault im fernen Paris ist Dacia derzeit die erfolgreichste Marke im Konzern. Mehr noch: Dacia verdanken die Franzosen einen Vorsprung im Überlebenskampf der Autokonzerne – etwa gegenüber VW. Denn wer keine Billigautos im Sortiment hat, der kann in den großen Wachstumsmärkten nichts gewinnen.
Liviu Ion, Exekutiv-Direktor von Dacia, gibt sich denn auch tiefenentspannt in diesen Tagen. Ion empfängt im Verwaltungsgebäude in Pitesti, das mit seiner Schlichtheit an eine deutsche Volkshochschule erinnert. Der Direktor knipst den Beamer an und schleudert eine Grafik nach der anderen an die Wand. Er zelebriert Dacias Siegeszug.
2009 haben er und seine Mitarbeiter 311282 Fahrzeuge gebaut und verkauft, 20,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Rekord. Und was – nächste Grafik – noch besser ist: Die meisten Logans oder Sanderos gingen in den Westen. In Deutschland etwa, dem Land der VW Polos und Ford Kas und Opel Corsas, konnte Dacia seinen Absatz mit 84875 Zulassungen mehr als verdreifachen. „Dacia ist eine wahre Erfolgsgeschichte”, sagt der Direktor.
Autobauer: Wer im Markt für Billigautos mitmischt
Welche Hersteller im Wachstumsmarkt der Billigautos mitmischen
Nicht einmal seine sonst so kritischen Chefs in Paris können ihm da widersprechen.
Und Jérôme Stoll, der Europa-Vertriebschef von Renault versucht es auch erst gar nicht, als er vergangene Woche in Paris die jüngsten Verkaufszahlen präsentiert. Stoll hat ins „Square Com” geladen, das ultramoderne Konferenzcenter von Renault-Nissan am Seine-Ufer. Der Saal ist groß wie ein Kino.
Die Nachrichten sind weit weniger grandios: Auch Renault setzt die große Krise zu. 1,6 Millionen Autos hat der Konzern 2009 verkauft, vier Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die Verkäufe der Marke Renault gingen gar um fast acht Prozent zurück. Im ersten Halbjahr 2009 lag der Nettoverlust bei 2,7 Milliarden Euro, der Betriebsverlust betrug 946 Millionen Euro.
Also hebt Stoll, ein Manager mit schütterem, seitlich gescheiteltem Haar, die etwas schnarrende, helle Stimme an, als er stolz verkündet: „Wir haben unseren Weltmarktanteil auf 3,7 Prozent ausbauen können.” Bei Pkws liegt Renault sogar bei 4,3 Prozent.
Stoll weiß, dass er das auch der rumänischen Billigmarke Dacia und seinem Kollegen Liviu Ion zu verdanken hat. 17 Prozent aller von Renault verkauften Autos stammen nun von Dacia – fast jedes fünfte. 2008 waren es erst 13 Prozent. In Pitesti in der Walachei darf Liviu Ion zufrieden lächeln. Es läuft.

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Postat de pe data de 31 dec., 2009 in categoria România în lume. Poti urmari comentariile acestui articol prin RSS 2.0. Acest articol a fost vizualizat de 422 ori.

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